Welche Empfängnisverhütung und wie lange?

 

Grundlagen

Eine Schwangerschaft tritt ein, wenn eine Eizelle von einer Samenzelle befruchtet wird. Voraussetzung ist also, dass in den Eierstöcken befruchtungsfähige Eizellen heranreifen und ein Eisprung stattfindet. Wird die Eizelle nicht befruchtet, löst sich die oberste Schicht der Gebärmutterschleimhaut ab und es kommt zur Regelblutung. Das bedeutet also, dass theoretisch eine Schwangerschaft so lange eintreten kann, wie Regelblutungen auftreten. Zwar werden die Abstände zwischen den Regelblutungen in der Zeit der Wechseljahre unregelmäßig und meistens auch länger und es findet auch nicht mehr in jedem Zyklus ein Eisprung statt, aber das ist weder vorhersehbar noch kalkulierbar! Die Möglichkeit schwanger zu werden besteht also bis zur Menopause, der letzten Regelblutung. Auch diesen Zeitpunkt kann man erst rückblickend festlegen, nämlich wenn die Regelblutung ein Jahr lang ausgeblieben ist.

 

Schwanger nach der Menopause?

Die Menopause als letzte natürliche Regelblutung ist ein Zeichen dafür, das die Eierstöcke ihre Hormonproduktion weitgehend eingestellt haben. Ab diesem Zeitpunkt ist keine Schwangerschaft mehr zu erwarten.
Der nun herrschende Hormonmangel führt bei vielen Frauen zu den bekannten Wechseljahresbeschwerden. Eine Hormonersatztherapie kann hier wirksam Abhilfe schaffen. Die Hormonpräparate, die im Rahmen einer Hormonersatztherapie verordnet werden, werden zyklisch oder kontinuierliche eingenommen oder auch transdermal (über die Haut) zugeführt.

 

Noch ein spätes Kind?

Moderne Frauenheilkunde und Geburtshilfe machen es möglich, dass auch Frauen im mittleren Lebensalter ein gesundes Kind zur Welt bringen können. Was zählt ist vor allem die individuelle Situation und Lebensplanung: wie würde sich das Leben in all seinen Bereichen durch ein Kind verändern? Wie sehen die nächsten 15 bis 20 Jahre aus? Eine Frau mit bereits erwachsenen Kindern wird an dieser Stelle vielleicht anders entscheiden, als eine Frau, die noch keine Kinder hat. Diese Entscheidung muss letztlich jede Frau für sich alleine treffen.

 

Verhütung - wie lange?

Bis zur Menopause, der letzten Regelblutung, ist eine Schwangerschaft theoretisch möglich und Verhütung daher notwendig. Obwohl die Wahrscheinlichkeit, in den Wechseljahren schwanger zu werden abnimmt, muss der Empfängnisschutz genauso sicher sein wie in den Jahren bzw. Jahrzehnten zuvor. Prinzipiell kommen alle Verhütungsmethoden wie bisher infrage, jedoch sind einige vorteilhafter als andere.

 

 

Welche Verhütung in den Wechseljahren?

 

Pille

Die Pille ist ein sehr sicheres, einfach anzuwendendes Verhütungsmittel. Die in ihr enthaltenen Hormone - Östrogene und Gestagene - unterdrücken den Eisprung, verändern die Beweglichkeit des Eileiters und verdicken den Schleim im Gebärmutterhals, so dass auf mehrfache Weise Schutz vor Schwangerschaft besteht. Viele Frauenärztinnen und Frauenärzte raten Frauen im mittleren Lebensalter von der Pilleneinnahme ab, weil mit steigendem Alter möglicherweise das Risiko für Thrombosen und Herzerkrankungen zunimmt. Wenn bei einer Frau jedoch keine Risikofaktoren wie zum Beispiel Bluthochdruck, Übergewicht, Stoffwechselstörungen oder Rauchen bestehen, ist die Einnahme einer niedrig dosierten, dem Hormonhaushalt angepassten Pille bis zu Menopause möglich. Außerdem gibt es inzwischen Pillen mit natürlichem Östrogen, die wahrscheinlich auch ein niedrigeres Thromboserisiko haben als die herkömmlichen Pillen mit Ethinylestradiol.

Überdies gibt es Pillen ganz ohne Östrogen, die eine sichere Verhütung bieten und keinerlei Risikoerhöhung für Thrombose in sich bergen.

 

Depotspritze

Die “3-Monatsspritze” ist eine einmalige Hormoninjektion, die für etwa drei Monate eine Schwangerschaft verhindert. Allerdings kommt es in dieser Zeit sehr häufig zu Blutungsunregelmäßigkeiten oder auch zum Ausbleiben der Periode, auch eine Gewichtszunahme ist nicht selten. Außerdem kann die 3-Monatsspritze Osteoporose fördern. Alles Dinge, die man nicht so gerne hat. Meiner Meinung nach gibt es bessere Alternativen.

 

Spirale

Die Spirale, medizinisch Intrauterinpessar (IUP) genannt, ist für viele Frauen in den Wechseljahren eine gute und sichere Verhütungsmethode. Spiralen bestehen aus Kunststoff, der in den meisten Fällen mit Kupfer umwickelt ist und sind unterschiedlich geformt. Durch die Abgabe winzigster Mengen Kupfer verursachen sie Veränderungen der Gebärmutterschleimhaut und können Samenzellen abtöten bzw. die Einnistung der Eizelle verhindern. Ihre Wirkung ist auf die Gebärmutter begrenzt.
Moderne Spiralen können im allgemeinen für drei bis fünf Jahre in der Gebärmutter bleiben, bevor sie ausgetauscht werden müssen.
Der günstigste Zeitpunkt für die Einlage einer Spirale sind die letzten Tage der Periodenblutung, wenn der Gebärmutterhalskanal noch etwas geöffnet ist. Bei manchen Frauen treten nach der Spiraleneinlage verstärkte und schmerzhafte Regelblutungen auf, die sich aber meist nach einigen Monaten wieder normalisieren. Nach dem Ausbleiben der Periode sollte die Spirale noch für etwa ein Jahr in der Gebärmutter belassen werden, um sicher zu gehen, dass es sich um die Menopause handelt.
Es gibt auch  Spiralen, die sehr niedrige Dosen an Gestagen in die Gebärmutter abgeben. Dieses bietet den Vorteil, dass die Blutungen häufig ganz ausbleiben und so auch Schmerzen bei der Periode vermieden werden. Zu Beginn kann es allerdings zu leichten Dauerblutungen oder Blutungsunregelmäßigkeiten kommen. Diese Spiralen (MIRENA/Kyleena) können 5 Jahre belassen werden, bevor sie gewechselt werden müssen. Die meisten Frauen sind mit diesen Spiralen aufgrund der Abschwächung oder des Ausbleibens der Periodenblutung sehr zufrieden.
Die meisten Frauenärztinnen und Frauenärzte empfehlen besonders während der Wechseljahre diese Hormonspiralen, da sie die sicherste und verträglichste Verhütungsmethode in dieser Lebensphase sind.

 

 

Barriere-Methoden

 

Kondome

Kondome bestehen aus Latex, neuerdings auch aus Kunststoff und werden vor dem Geschlechtsverkehr über den erigierten Penis gerollt. Die Sicherheit kann durch die zusätzliche Anwendung eines samenabtötenden Wirkstoffes in Form von Gel oder Zäpfchen noch erhöht werden. Nebenwirkungen gibt es, bis auf sehr seltene allergische Reaktionen, keine.

 

Diaphragma

Das Diaphragma oder Pessar ist eine flache Gummikappe mit einem elastischen Rand. Es wird tief in die Scheide eingeführt und so über den Muttermund (unterer Teil der Gebärmutter, der in die Scheide ragt) gelegt, dass dieser abgedichtet ist. Es muss immer individuell von der Frauenärztin angepasst werden. Das Diaphragma sollte immer mit einem samenabtötenden Mittel bestrichen werden, um die Sicherheit zu erhöhen. Barrieremethoden haben den Vorteil, dass man sie nur bei Bedarf anwenden kann und sie keine Nebenwirkungen haben. Manche Paare empfinden die Handhabung jedoch als störend. Samenabtötende Mittel alleine sind keine ausreichend sichere Art der Empfängnisverhütung.

 

Natürliche Empfängnisverhütung

Die sogenannten natürlichen Verhütungsmethoden setzen einen möglichst regelmäßigen Zyklus mit entsprechenden Blutungen voraus. Kombiniert wird meistens die Temperaturmethode, das heißt die tägliche morgendliche Messung der Körpertemperatur, mit der Schleimmethode, bei der der Schleim im Bereich des Gebärmutterhalses überprüft wird. Die Kombination der beiden Methoden gibt Auskunft über den Zeitpunkt des Eisprungs und über die “fruchtbaren Tage”, an denen die Möglichkeit besteht, schwanger zu werden. Da in den Wechseljahren die Blutungen häufig unregelmäßig sind, erscheint diese Methode zu unsicher und daher nicht empfehlenswert.

 

Sterilisation

Bei der Sterilisation der Frau werden beide Eileiter durchtrennt oder undurchgängig gemacht, so das Ei- und Samenzelle nicht mehr zusammentreffen können. Eine Befruchtung kann nicht mehr stattfinden. Der Eingriff wird in Narkose durch Bauchspiegelung vorgenommen, erfordert zwei kleine Einstiche durch die Bauchdecke und einen kurzen ambulanten Aufenthalt.
Die Sterilisation des Mannes, bei der beide Samenleiter durchtrennt werden, ist medizinisch unkomplizierter und kann ambulant in örtlicher Betäubung durchgeführt werden.
Beide Eingriffe sind zwar durch komplizierte mikrochirurgische Eingriffe wieder rückgängig zu machen, die Chancen auf eine nachfolgende Schwangerschaft sind jedoch  gering. Deshalb sollte der Entschluss unter keinen Umständen mehr ein Kind zu wollen, vor der Sterilisation feststehen.
Seit dem 01.01.2004 werden die Kosten für die Sterilisation nicht mehr von der Krankenkasse übernommen und müssen somit selbst bezahlt werden.

 

Der Notfall

Hatten Sie ungeschützten Geschlechtsverkehr und danach Bedenken, ungewollt schwanger zu werden, wenden sie sich so bald als möglich an Ihre Frauenärztin. Ich werde mit Ihnen zunächst klären, ob eine Schwangerschaft zu diesem Zeitpunkt überhaupt möglich ist. Wenn ja, gibt es zwei Möglichkeiten, eine Schwangerschaft noch zu verhindern.

  • Nach dem “Ereignis” wird eine Tablette eines höher dosierten Gestagens oder eines Progesteronantagonisten eingenommen, welche den Eisprung nach hinten verschiebt und so eine Befruchtung des Eies verhindert.
  • Innerhalb von fünf Tagen nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr kann die Spirale eingesetzt werden, was eine Schwangerschaft verhindert.

Beide Maßnahmen sind keinesfalls Routinemethoden! Sie können eine reguläre Empfängnisverhütung nicht ersetzen.